Innere Gespräche
„Beten heißt, das Leben in die Sprache retten! hat der bekannte Theologe und Autor vieler Bücher zur Spiritualität, Fulbert Steffensky, einmal geschrieben. Mit Worten das Leben retten, so könnte man auch die Sammlung von "Wort-Skizzen" von Schwester Christamaria Schröter aus der Communität der Christusbruderschaft in Selbitz beschreiben. Es sind 149 kleine poetische Texte, die von der Autorin im Vorwort als "Momentaufnahmen, spontane Reflexe ... Auseinandersetzungen und Prozesse" charakterisiert werden. Ein knappes Drittel dieser Texte sind Meditationen biblischer Texte, in denen Bezüge zum Ersten Testament, insbesondere zu den Psalmen, überwiegen. Was von unserem inneren Leben im Alltag einfach verbraucht würde, in diesen kleinen Texten wird es "gerettet" in die Sprache der Seele. So kann sich der Leser leicht mit dem Ich der Texte identifizieren. Er kann auch zur Probe seine Erfahrungen in ein Gespräch bringen mit dem angeredeten Du. Dieses "Du" lässt sich unschwer erkennen als die zugewandte Seite Gottes, als der "Christus in uns": "In deiner Blutbahn bin ich zuhause ...".
Was in diesem Gespräch fremder "Eigenerfahrungen" geschieht, will ich nicht vorwegnehmen, aber andeuten: Integration dessen, was sich dem schnellen Zugriff und Verstehen in unserem Leben widersetzt. Was nicht begriffen, aber besprochen werden will, wird gerettet aus dem Verdrängen in nihilistische Verständnislosigkeit, und auch gerettet aus dem Zugriff des reibungslos funktionierenden Alltags, der keinen Platz hat für das Wunderbare, für die nicht heilenden Wunden, für das Unbegreifliche.“
„Kann ein Mund Wurzeln schlagen?
Vielleicht
wächst der Mensch - wortlos
wie ein Baum
Nur Du
bringst zur Sprache
Sprich Du ein Wort“