KindKind

von Sr. Christamaria Schröter

Mit einem Vorwort von Klemens Schaupp und einem Gespräch zwischen Karin Lefèvre und Sr. Christamaria Schröter

2014, 98 Seiten, 25 Farbreproduktionen, 21 x 21 cm, engl. broschiert

Auf Wunsch von Lesern dieses Buches haben wir 2 Abbildungen als Kunstkarten herausgegeben:

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€ 19,90

ISBN 978-3-928745-85-7

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Ich will zu den eigenen „Kindern“ gehen
einen Bund mit ihnen schließen
sie reden lassen
zuhören –
auch wenn es verwirrend ist
und verstört
sie an die Hand nehmen
mit ihnen zu DEM gehen
der mit den Kindern geredet hat
und der zum Grab kam
in dem Lazarus lag.
Sr. Christamaria Schröter

Stimmen zum Buch

„Die Texte und Bilder sind ein Zeugnis menschlichen Ringens und Bemühens um Bewältigung einer Bedrohung, die alle rein menschlichen Möglichkeiten überfordert.“
Aus dem Vorwort, Klemens Schaupp

„Leben – dazu hat sie sich nach den traumatisierenden Jahren des Kriegs entschlossen. Es bedeutet für sie, alles in Beziehung zu Jesus Christus zu bringen, der von sich sagt: Ich lebe und auch ihr sollt leben. Malen ist Atmen, ein Seins-Vollzug, ein Geschehen-lassen, ein Sich-überlassen.“
Aus der Einführung zur Ausstellungseröffnung in Selbitz, Sr. Anna-Maria a.d. Wiesche

Rezensionen zum Buch

„Zwei biblische Gestalten, die des Apostels Thomas und die des Lazarus geben der Autorin und Malerin die Möglichkeit, ihre Ängste von Isolation und Bedrohung zu überwinden. Sie helfen ihr ins Leben zurück, wovon die großformatigen, farbigen Bilder und die danebengestellten kurzen Texte Zeugnis geben.“
zeitzeichen 10/2014

„Menschen, die wiederholt Gewalt, Missbrauch, Vertreibung, Flucht ausgesetzt waren, suchen immer wieder einen Ausweg im Schweigen. Das vorliegende Buch ist ein Versuch, von Ereignissen in Worten und Bildern zu erzählen, die kaum erzählbar sind. Und es ist ein Zeugnis für die befreiende Begegnung mit Jesus.“
Neukirchener Kalender Juni 2015

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„In Bildern und Gedichten drückt die evangelische Ordensschwester Christamaria aus dem Konvent in Selbitz ihre leidvollen Erfahrungen als Kind während der Wirren des Zweiten Weltkrieges aus.
Sie ist äußerlich behütet aufgewachsen in einem evangelischen Pfarrhaus in Schlesien. Aber innerlich fühlte sie sich verlassen und fremd, weil die Eltern sich zu wenig in ihre sensible Seele einschwingen konnten. Außerdem spürte sie die Bedrohung ihrer gläubigen Eltern durch das Nazi-Regime, was in ihr große Angst auslöste, mit der sie wiederum alleine blieb. Diese Ängste und die Erfahrung von Ohnmacht verstärkten sich durch Vertreibung und Flucht.
Erstmals konnte sie in den 80er Jahren ihre schmerzlichen Erfahrungen in Bildern darstellen, dazu ermutigt durch einen Pfarrer, der die Klostergemeinschaft damals spirituell begleitete. Jetzt wiederum ließ sie sich durch eine Mitschwester anregen, zu diesen Bildern Texte zu schreiben, in denen sie beeindruckend ehrlich und ebenfalls beeindruckend gläubig Elemente ihrer Geschichte erzählt und Einblicke gewährt, wie sie mit ihren Verwundungen als Christin umgeht.
Ein tief anrührendes Buch nicht nur für Menschen der Kriegsgeneration, sondern auch für alle, die sich als Kind verlassen und nicht genügend wahrgenommen erlebt haben.“
Dr. Roswitha Dockendorff, basis 12/2014

„Das Vergangene geht. Das Gewesene kommt." Die Wahrheit dieses Satzes von Viktor Frankl, dem Begründer der Logotherapie, bestätigen die vielen Bücher, die sich mit Erinnerungen an – meist traumatische – Erlebnisse durch Krieg, Flucht und Vertreibung beschäftigen. Dass dies 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs für viele Menschen erneut zu einem existenziellen Thema wird, ist bemerkenswert.
Sr. Christamaria Schröter von der Christusbruderschaft Selbitz hat zu Beginn dieses Jahres einen kleinen Band mit dem Titel „KIND kind“ vorgelegt. Er ist ein bewegendes Zeugnis für die Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Erleben der Kriegszeit, der Vertreibung aus Schlesien, der Flucht und den damit verbundenen Erlebnissen. In den Jahren 1982/83, also etwa 40 Jahre danach, gelingt es der Künstlerin in fünfundzwanzig eindringlichen, erschütternden Bildern auszudrücken, wozu ihr die Worte immer noch fehlen. Die Hauptgestalt ist das „Kind“. Drei Phasen seines kindlichen Lebens sind thematisiert: Bedrohte Zeit, Auf der Suche nach Vater, Und Jesus kam zum Grabe … Joh 11. 
Diese Bilder bleiben weitere 30 Jahre liegen, bis eine Mitschwester sagt: „Zu schade für die Schublade“. Da wachsen die Fähigkeit und der Mut, das bisher Unsagbare in Worte zu fassen. Die Verfremdung durch die Kleinschreibung „kind“ hilft dabei. Gerade sie macht es auch möglich, dass andere Menschen sich angesprochen fühlen und eigene Erfahrungen mit den fremden Worten verbinden können.  Sr. Christamarias Texte sind reduziert, minimiert, konzentriert auf das gerade noch Sagbare. Gerade in ihrer Knappheit sind sie von einer großen Eindringlichkeit. Sie beginnen: „Draußen ist das kind / mit sich drinnen    Ganz allein“.
  Ein häufig vorkommendes Motiv ist der Auferstandene mit Dornenkrone und Wundmalen; Menschen mit Dornenkrone als Leidende, in der Gemeinschaft mit dem Dorngekrönten (S. 25) – das sind bedrückende Bilder. Am Ende jedes Themenabschnitts jedoch leuchtet das Licht der Hoffnung: „… Gott kennt der Fäden Leid / löst Stich für Stich - // … Das Fest beginnt / Das Kind kann gehn / aus Grab und Tod / ins Leben / neu geschenkt“ (S. 37).
Das Schlusskapitel ist gleichsam eine Meditation der Geschichte des toten und auferweckten Lazarus auf dem Erfahrungshintergrund des kindes. „Das kind kann sich nicht rühren / Es ist eingeschnürt wie Lazarus in seinem Grab“ (S. 62). „Die Kälte hat es zusammengebunden / rundum Bänder aus Eis // Wie soll es atmen können?“ (S. 66f).
Aber dann: „Aufgenommen / … wenn das kind kein kind mehr ist / wird es zusammengesucht aus allen Winkeln / in die es sich verkroch … // Die Wände sind verschiebbar … sie sind aufgenommen“ (S. 76f).
Das letzte Bild: „Das kind, das kein kind mehr ist“, mit offenen, wachen Augen, bei Jesus ohne Dornenkrone, ohne Wundmale, aufgenommen, geborgen, mit der Bitte: „Sprich mir ein Wort“ (S. 78f). Jetzt beginnt das kind ICH zu sagen! Das klingt wie ein Durchbruch.
Die letzte Textseite muss man lesen, mitgehen, sich aneignen: „Ich will nicht erschrecken / nicht Angst haben vor geöffneten Türen / Kein Stein soll davor / Jetzt ist Schluss damit!…“ (S. 81).
In seinem Vorwort zu diesem Buch schreibt der Theologe und Psychotherapeut Klemens Schaupp: "Das vorliegende Buch ist ein lebendiges Zeugnis dafür, dass Glaube als Hilfe und Orientierung erfahren werden kann" (S. 11). Den Abschluss des Bandes bildet ein aufschlussreiches Gespräch, das Pfarrerin Karin Lefèvre mit der Autorin geführt hat. Die Rezensentin, selbst Kriegswaise, verdankt diesem Buch neue Einsichten und Impulse zum Umgang mit der eigenen Lebensgeschichte.“
Quatember, Margrit Dürring

Über die Autorin



Zum Warum, Wie und Wohin meiner Arbeit einige Stichpunkte:

Malerei, Sprache sind untrennbar verbunden mit meiner Entscheidung zu leben.
Malerei ist Leben. Atmen. Niemand fragt, warum man atmet. Es ist so. –

Malerei ist Zeit, die einen Leib hat, einen Leib aus Licht, Form- und Farbmaterie. Einen Leib aus Auf- und Ab-Bewegungen innerer Erfahrungen, Empfindungen.
Malerei und Sprache kommen immer wieder in einem anderen „Leib“ zur Welt – bis bei Gott sich alle Sprachen und Farben vollenden am Tag der letzten Auferstehung.

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Malerei und Sprache sind für mich ein Geschehenlassen, ein „Hinschreiben“ an Gott, der alle Schriften entziffern kann und sie in das Buch des Lebens übersetzt. Darin sehe ich einen Sinn für mich, nehme eine Berufung innerhalb meiner Ordens-Berufung an. Ich muss es Gott überlassen, was ER zu den Menschen hin übersetzt ...
Meine Bitte: ER selbst möge durch alles hindurch die Menschen anschauen – so wie nur ER das tun kann.

Was mich begeistert, aber auch betroffen macht bei meiner Arbeit, ist die Vielschichtigkeit in den Grundbefindlichkeiten des Menschen, der Schöpfung: ihre Beziehungen, ihre Dichte, ihre Herausforderung, aufzubrechen in den Augenblick. Darin die Verwundbarkeit.
Strukturen, Farben – Versuche, Zeit in Malformen oder Wortbildern auszudrücken – sind geprägt von dieser Verletzlichkeit. Das alles gehört zum Atmen der Seele, der Hände.

Malerei hat ihren Ursprung im Augenblick des Sehens.
Sie ist ein ausgespanntes Fenster, geweitet zwischen Außen und Innen:
Perspektiven verändern sich, schieben sich ineinander, staffeln einen Raum, reißen ihn auf, werden durchdrungen von einer Tiefe – die manchmal dahinter liegt. Vielleicht außerhalb des Spielfeldes: Bild.
Unmöglich, diesen „Augenblick“ auszuwörtern, ihn zu brechen in Stufen, Entwicklungen, die von rechts und links, von oben und unten zusammenfließen.
Unmöglich deshalb, weil ein lebendiger Fluss bleibt, Elemente, Bezüge, Struktur-felder sich auftun und nachfolgende Augenblicke „geboren“ werden.

Malerei: Ein Zusammenklang von Innen und Außen, von Geschautem und Erlebtem ... „das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unseren Augen ...“ (1. Joh. 1,11 ff.)
Sich überlassen darin – sich weglassen – sich einlassen – das ist mein Weg in der Malerei, in der Sprache ...

In Buch Hiob steht mein Leitwort, das mich Jahre schon begleitet: „Zu mir ist heimlich ein Wort gekommen und von ihm hat mein Ohr ein Flüstern empfangen.“ (Hiob 4,12)
Aus diesem Flüstern schöpfe ich Mut, immer wieder Richtungen wahrzunehmen, darin Felder zu begehen, sie bewohnbar zu machen, Überquerungen zu sehen, Ufer zu erkennen...

Der Name meiner Ordensgemeinschaft sagt deutlich:
Jesus Christus will unser Leben mit uns teilen, ER will seine „Christus-Bruderschaft“ durch uns hindurch transparent gestalten zur Schöpfung, zu den Menschen, zu den Dingen hin.
In dieser unserer Spiritualität bin ich unterwegs, möchte mit Ihm „Heilende Landschaften“ entdecken, „Heilungsräume“ mitten im Bedrohtsein. Ich möchte „Altäre des Lebens“ bauen gegen den Tod, „Bewohnte Wüste“ aufzeigen als Ort des Innehaltens, des Sich-zur-Wehr-Setzens gegen Vernichtendes ringsherum, gegen das rastlose Immer-Weiter und Nirgends-Bleiben können.

Auf unserer Haut vibrieren ständig Meldungen aller Art. Was sind das für Botschaften? Sie hinterfragen ... Sprachlosigkeiten „zur Sprache“ bringen ... darin sehe ich Aufgaben.
Das bedeutet auch: dem Leid, dem Zorn, der Angst, der Trauer, dem Staunen, der Liebe – versuchen Ausdruck zu geben. Alles in eine Beziehung zu bringen mit Dem, der von sich sagte: „ICH lebe – und ihr sollt auch leben!“ –
 

Etwas Stilles in sich tragen

Zwischen den Worten leben
um in einem Wort anzukommen

Ein Wort wie ein Schiff anfahren lassen
darin wohnen   darin bewohnt sein

Pfeilerstark werden
In der Horizontlosigkeit stark werden

Eine Linie ziehen   eine Pause setzen
Ein Schweigen hörbar machen

Das Wesentliche sehen   einschätzen   messen ...
daran wachsen

An ein Ende kommen ...

Das Gitter-Wort öffnen
Von Wörtern verlassen zur Sprache finden ...

Wieder neu anfangen,
Etwas Stilles in sich tragen –

Stille austragen
 

Manifest          Sr. Christamaria Schröter