Nichts ist zu Ende gesagt

von Sr. Christamaria Schröter

Von Augenblick zu Augenblick
Worte und Bilder

1993, 48 Seiten, 4 Farbreproduktionen, 14 x 20 cm, engl. broschiert

€ 7,00

ISBN 978-3-928745-74-1

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Von zwei Abbildungen dieses Buches sind Kunst-Faltkarten erhältlich:
Im Feuer fang ich wieder an 75073 F
Schenk mir ein Wort 75074 F

Der Mensch – Ebenbild Gottes!

Kann ich Gott je begreifen?
Kann ich den Menschen begreifen?

Ich will versuchen
ihn zu sehen als ein Geheimnis
Sr. Christamaria Schröter, S. 10

Über die Autorin



Zum Warum, Wie und Wohin meiner Arbeit einige Stichpunkte:

Malerei, Sprache sind untrennbar verbunden mit meiner Entscheidung zu leben.
Malerei ist Leben. Atmen. Niemand fragt, warum man atmet. Es ist so. –

Malerei ist Zeit, die einen Leib hat, einen Leib aus Licht, Form- und Farbmaterie. Einen Leib aus Auf- und Ab-Bewegungen innerer Erfahrungen, Empfindungen.
Malerei und Sprache kommen immer wieder in einem anderen „Leib“ zur Welt – bis bei Gott sich alle Sprachen und Farben vollenden am Tag der letzten Auferstehung.

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Malerei und Sprache sind für mich ein Geschehenlassen, ein „Hinschreiben“ an Gott, der alle Schriften entziffern kann und sie in das Buch des Lebens übersetzt. Darin sehe ich einen Sinn für mich, nehme eine Berufung innerhalb meiner Ordens-Berufung an. Ich muss es Gott überlassen, was ER zu den Menschen hin übersetzt ...
Meine Bitte: ER selbst möge durch alles hindurch die Menschen anschauen – so wie nur ER das tun kann.

Was mich begeistert, aber auch betroffen macht bei meiner Arbeit, ist die Vielschichtigkeit in den Grundbefindlichkeiten des Menschen, der Schöpfung: ihre Beziehungen, ihre Dichte, ihre Herausforderung, aufzubrechen in den Augenblick. Darin die Verwundbarkeit.
Strukturen, Farben – Versuche, Zeit in Malformen oder Wortbildern auszudrücken – sind geprägt von dieser Verletzlichkeit. Das alles gehört zum Atmen der Seele, der Hände.

Malerei hat ihren Ursprung im Augenblick des Sehens.
Sie ist ein ausgespanntes Fenster, geweitet zwischen Außen und Innen:
Perspektiven verändern sich, schieben sich ineinander, staffeln einen Raum, reißen ihn auf, werden durchdrungen von einer Tiefe – die manchmal dahinter liegt. Vielleicht außerhalb des Spielfeldes: Bild.
Unmöglich, diesen „Augenblick“ auszuwörtern, ihn zu brechen in Stufen, Entwicklungen, die von rechts und links, von oben und unten zusammenfließen.
Unmöglich deshalb, weil ein lebendiger Fluss bleibt, Elemente, Bezüge, Struktur-felder sich auftun und nachfolgende Augenblicke „geboren“ werden.

Malerei: Ein Zusammenklang von Innen und Außen, von Geschautem und Erlebtem ... „das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unseren Augen ...“ (1. Joh. 1,11 ff.)
Sich überlassen darin – sich weglassen – sich einlassen – das ist mein Weg in der Malerei, in der Sprache ...

In Buch Hiob steht mein Leitwort, das mich Jahre schon begleitet: „Zu mir ist heimlich ein Wort gekommen und von ihm hat mein Ohr ein Flüstern empfangen.“ (Hiob 4,12)
Aus diesem Flüstern schöpfe ich Mut, immer wieder Richtungen wahrzunehmen, darin Felder zu begehen, sie bewohnbar zu machen, Überquerungen zu sehen, Ufer zu erkennen...

Der Name meiner Ordensgemeinschaft sagt deutlich:
Jesus Christus will unser Leben mit uns teilen, ER will seine „Christus-Bruderschaft“ durch uns hindurch transparent gestalten zur Schöpfung, zu den Menschen, zu den Dingen hin.
In dieser unserer Spiritualität bin ich unterwegs, möchte mit Ihm „Heilende Landschaften“ entdecken, „Heilungsräume“ mitten im Bedrohtsein. Ich möchte „Altäre des Lebens“ bauen gegen den Tod, „Bewohnte Wüste“ aufzeigen als Ort des Innehaltens, des Sich-zur-Wehr-Setzens gegen Vernichtendes ringsherum, gegen das rastlose Immer-Weiter und Nirgends-Bleiben können.

Auf unserer Haut vibrieren ständig Meldungen aller Art. Was sind das für Botschaften? Sie hinterfragen ... Sprachlosigkeiten „zur Sprache“ bringen ... darin sehe ich Aufgaben.
Das bedeutet auch: dem Leid, dem Zorn, der Angst, der Trauer, dem Staunen, der Liebe – versuchen Ausdruck zu geben. Alles in eine Beziehung zu bringen mit Dem, der von sich sagte: „ICH lebe – und ihr sollt auch leben!“ –
 

Etwas Stilles in sich tragen

Zwischen den Worten leben
um in einem Wort anzukommen

Ein Wort wie ein Schiff anfahren lassen
darin wohnen   darin bewohnt sein

Pfeilerstark werden
In der Horizontlosigkeit stark werden

Eine Linie ziehen   eine Pause setzen
Ein Schweigen hörbar machen

Das Wesentliche sehen   einschätzen   messen ...
daran wachsen

An ein Ende kommen ...

Das Gitter-Wort öffnen
Von Wörtern verlassen zur Sprache finden ...

Wieder neu anfangen,
Etwas Stilles in sich tragen –

Stille austragen
 

Manifest          Sr. Christamaria Schröter