Lass leuchten mir Dein Angesicht

von Hanna Hümmer

Gebete

5. Auflage 2020, 240 Seiten, 11,5 × 18 cm, gebunden, mit Lesebändchen

€ 14,50

ISBN 978-3-928745-07-9

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Vom Beten

Beten ist Mühelosigkeit und Freude.
Du sollst dich freuen in Gott
und nicht seufzen,
als ob du eine schwere Arbeit
verrichten müsstest.

Beten ist das Jauchzen der Seele in Gott,
das Reden und Singen,
das Weinen des Kindes im Schoße der Mutter,
das Jubeln und Seligsein
in der Einheit des Geistes.

Du darfst sprechen und singen,
weinen und jauchzen,
in welcher Sprache du es vermagst.

Das Lallen ist selige Sprache des Kindes.
Es ist besser als krampfhaft geformtes,
feierlich gesprochenes Gebet.

Gott will keine strengen Formen.
Wenn sie dir aber eine Hilfe sind,
sind sie in Wahrheit Liturgie,
und es bedarf oft solch feiner Ordnung.
Wo aber das Feiern und Ruhen begonnen hat,
da lasse ihm Raum!
Er ist ein besserer Zuchtmeister
als alle Ordnungen der Menschen.

Wir sind Lügner,
wenn wir die Arbeit unserer Tage
wie eine Wand benützen,
die uns von der Möglichkeit des Betens trennt.
Wir berauben uns selbst der höchsten Freude,
alles Gott zu sagen.

Wie sich die Bäume im Winde wiegen,
wie sie ihr Singen zueinander tragen,
bis es zum großen Rauschen wird,
also singe und rausche dein Loblied,
deine Angst, dein Weinen vor Gott
mit allen, die eines Sinnes sind.

Beten ist Einfalt und höchste Einheit,
ist höchste Zucht und größte Freiheit.
Beten ist Erlösung vom Ich,
indem du im Ewigen zur Ruhe kommst.
Beten ist feierndes Einssein mit Gott,
tiefstes Ruhen und höchstes Wirken.
Hanna Hümmer



Über Hanna Hümmer

Hanna Hümmer wurde am 7. August 1910 in Ansbach/Mittelfranken geboren. Ihr Vater, Leonhard Hufnagel, war Bezirksamtsdirektor, ihre Mutter Elis-Babetta führte den Haushalt. Mit einem Dreivierteljahr erkrankte Hanna so schwer, dass ihr Tod erwartet wurde. Durch die liebevolle Pflege der Mutter überlebte sie. Zwillinge, geboren, als Hanna drei Jahre alt war, starben wenige Wochen nach der Geburt. Hanna erlebte sich selbst als sehr schüchtern, sprach wenig und unterhielt sich mit ihrer Mutter meist singend. In den ersten Schuljahren verhielt sie sich zurückhaltend, fiel jedoch durch ihr Mitgefühl auf, wenn andere Schüler bestraft wurden.

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