Gebete
5. Auflage 2020, 240 Seiten, 11,5 × 18 cm, gebunden, mit Lesebändchen
Vom Beten
Beten ist Mühelosigkeit und Freude.
Du sollst dich freuen in Gott
und nicht seufzen,
als ob du eine schwere Arbeit
verrichten müsstest.
Beten ist das Jauchzen der Seele in Gott,
das Reden und Singen,
das Weinen des Kindes im Schoße der Mutter,
das Jubeln und Seligsein
in der Einheit des Geistes.
Du darfst sprechen und singen,
weinen und jauchzen,
in welcher Sprache du es vermagst.
Das Lallen ist selige Sprache des Kindes.
Es ist besser als krampfhaft geformtes,
feierlich gesprochenes Gebet.
Gott will keine strengen Formen.
Wenn sie dir aber eine Hilfe sind,
sind sie in Wahrheit Liturgie,
und es bedarf oft solch feiner Ordnung.
Wo aber das Feiern und Ruhen begonnen hat,
da lasse ihm Raum!
Er ist ein besserer Zuchtmeister
als alle Ordnungen der Menschen.
Wir sind Lügner,
wenn wir die Arbeit unserer Tage
wie eine Wand benützen,
die uns von der Möglichkeit des Betens trennt.
Wir berauben uns selbst der höchsten Freude,
alles Gott zu sagen.
Wie sich die Bäume im Winde wiegen,
wie sie ihr Singen zueinander tragen,
bis es zum großen Rauschen wird,
also singe und rausche dein Loblied,
deine Angst, dein Weinen vor Gott
mit allen, die eines Sinnes sind.
Beten ist Einfalt und höchste Einheit,
ist höchste Zucht und größte Freiheit.
Beten ist Erlösung vom Ich,
indem du im Ewigen zur Ruhe kommst.
Beten ist feierndes Einssein mit Gott,
tiefstes Ruhen und höchstes Wirken.
Dieses Buch bietet einen umfangreichen Auszug aus dem Gebetsschatz Hanna Hümmers. Die ausgewählten Gebete wurden von Hanna Hümmer in Gebetszeiten oder bei Verkündigungsdiensten der Christusbruderschaft gesprochen. Auf Tonband aufgenommen oder mitgeschrieben wurden sie für den Druck nur leicht überarbeitet.
Gebete von Hanna Hümmer sind der Ausdruck einer sehr persönlichen und tiefen Beziehung zu Jesus Christus. Sie sind eine Anregung, ein solches Einssein mit Gott zu suchen und in ein inniges Gespräch mit Ihm hineinzuwachsen. „Beten ist Erlösung vom Ich, indem du im Ewigen zur Ruhe kommst“, schreibt Hanna Hümmer über das Gebet. Eine solche tiefgehende Begegnung mit Ihm wünschen wir dem Leser und der Leserin.
Liebevoll ausgewählt und nach klaren Themengebieten sortiert, stellt dieses Buch – ebenso wie „Es ist ein Raum bei mir“ – einen hilfreichen und lehrreichen Begleiter für den täglichen Gebetsweg dar. So lassen sich Gebete zu den kirchlichen Fasten- und Festzeiten wie „Advent“, „Passion“ und „Ostern“ finden, außerdem eine Auswahl an tagesbegleitenden Morgen- und Abendgebeten und Gebetstexten zu Grund-Fragen des eigenen Glaubens, wie beispielsweise „Berufung und Nachfolge“.
„Lass leuchten mir dein Angesicht“ empfiehlt sich nicht nur für den eignen persönlichen Gebetsalltag, sondern stellt auch eine hilfreichen Inspirationsquelle für die kirchliche Arbeit in Predigt und Andacht dar.
Hanna Hümmer wurde am 7. August 1910 in Ansbach/Mittelfranken geboren. Ihr Vater, Leonhard Hufnagel, war Bezirksamtsdirektor, ihre Mutter Elis-Babetta führte den Haushalt. Mit einem Dreivierteljahr erkrankte Hanna so schwer, dass ihr Tod erwartet wurde. Durch die liebevolle Pflege der Mutter überlebte sie. Zwillinge, geboren, als Hanna drei Jahre alt war, starben wenige Wochen nach der Geburt. Hanna erlebte sich selbst als sehr schüchtern, sprach wenig und unterhielt sich mit ihrer Mutter meist singend. In den ersten Schuljahren verhielt sie sich zurückhaltend, fiel jedoch durch ihr Mitgefühl auf, wenn andere Schüler bestraft wurden.