Text des Monats
August

Ist die Kirche Jesu Christi heute nicht weithin
leidensscheu geworden? Sie wagt nicht mehr,
sich mit der Sache Gottes in dieser Welt existentiell
zu identifizieren und für sie in dieser Welt
unterzugehen. Sie lebt zu sehr von den Privilegien
und der Gunst dieser Welt. Sie hat Angst,
es mit den Machthabern zu verderben.
Eine Kirche verliert auf diese Weise
ihre Salzkraft.
Der Herr hat sich mit dieser schwachen und
fragwürdigen Kirche verbunden.
Er leidet mit ihr unter ihrer Schwäche.
Sören Kierkegaard, dem die Verweltlichung der
Kirche sehr zu Herzen gegangen ist, hat einmal
gemeint: „Wenn eine Verfolgung kommt, ist
das Urchristentum wieder da!“
Vielleicht bereitet Gott seine Kirche heute
darauf vor.

Auszug aus Walter Hümmers vorletzter Predigt am 5.8.1972

Dieser Text des Monats stammt aus

Leise und ganz nah

Leise und ganz nah
Jahreslesebuch
ISBN 978-3-928745-31-4 (S. 276)